Redaktion (pn): Linux-Kernel Maintainer Thomas Gleixner in Pfaffenhofen |
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Einer der ganz großen Linux-Kernel-Entwickler, Thomas Gleixner, ist in Pfaffenhofen aufgewachsen. Am Vergangenen Wochenende besuchte er seine Heimatstadt und hielt für den Hallertux e.V. einen Vortrag...

Foto: Wolfgang Ocker, Thomas Gleixner, Dieter Thalmayr
Das freie- und quellenoffene Betriebssystem Linux erfreut sich immer größerer Fan- und Nutzergemeinde. Mittlerweile ist Linux aus dem Bastlerstadium raus und ist gegenüber dem Konkurrenten aus Redmond, U.S.A. eine echte Alternative. Viele Distributionen die es im Internet kostenlos zum downloaden gibt, sind so benutzerfreundlich, dass der Umstieg nicht mehr schwer fällt. Nicht nur die privaten Endanwender setzen auf Linux, auch öffentliche Verwaltungen setzen mittlerweile das Betriebssystem ein. München ist aus Kostengründen vor zwei Jahren umgestiegen und hat Windows verbannt. Link
Streng genommen besteht Linux aus einem Betriebssystemkern dem Kernel sowie den dazugehörigen Bibliotheken und Applikationen. Der Kern selber ist quellenoffen und kann von jedem eingesehen werden, jeder kann und darf etwas daran ändern. Diese Änderungen können dann in die nächste Version des Kernels einfließen. Das bedeutet, der Kern wir von vielen Menschen auf der Welt gleichzeitig entwickelt, diese Änderungen werden dann von den Maintainern geprüft. Wie Linux entstanden ist erklärt ein toller Dokumentarfilm von ARTE mit dem Titel: Codename Linux Link
Einer der Maintainer und nach Aussage von Wolfgang Ocker einer der TOP 20 ist Thomas Gleixner. Aufgewachsen ist er in Pfaffenhofen, war Abiturient am Schyrengymnasium und studierte anschließend Elektrotechnik. Zurzeit lebt er mit seiner Familie am Bodensee.
Vergangenen Freitag kam Gleixner zu Besuch nach Pfaffenhofen. Der Hallertux e.V. konnte ihn für einen Vortrag gewinnen. Im Gasthaus Schrätzenstaller (Alter Wirt) in Hettenshausen fanden sich am Abend knapp 50 Zuhörer in dem etwas zu klein gewähltem Raum ein. Wolfgang Ocker begrüßte alle, staunte über das zahlreiche Erscheinen und stellte den prominenten Redner erst einmal vor. Dieser fing dann seinen Vortrag auf bayerisch an und war froh, dass ihn jeder verstehen konnte. Normalerweise müsse er seine Vorträge nämlich auf Englisch oder Hochdeutsch halten.
Ursprünglich war der Kern ein Hobbyprojekt von Linus Torvalds, der seinen Studenten ein Betriebssystem bieten wollte, es sollte nichts Großes werden. 17 Jahre später unterstützt Linux 24 verschiedene CPU-Architekturen. Der Kern mit der Version 0.0.1 enthielt einstmals 88 Dateien und bestand aus 10239 Zeilen geschriebenen Text. Die Version 2.6.25 (Release vom 16.04.2008) besteht aus 23080 Dateien die zusammengenommen knapp 9 Millionen Zeilen.
Das Entwicklungsmodel von Linux ist ja bekannt und so staunt der Ein oder Andere, wie das ganze gehandhabt wird. Schließlich programmieren viele, viele Menschen gleichzeitig und parallel am Kernelquellcode. "Das Chaos ist organisiert" - so gibt es unter den beiden führenden Köpfen (Linus Torwalds und Andrew Morton) die endgültig über Änderungen entscheiden eine feste Maintainer und Submaintainer Struktur, die über die eingereichten Änderungen entscheiden und diese dann in den "Maintree" aufnehmen. Thomas Gleixner ist einer von Ihnen und zuständig für die X86-Architektur. Sein "Baby" ist die Echtzeitfähigkeit des Systems, dieses aber sicher noch zwei Jahre und mehr braucht, bis es serienreif wird.
Die Kommunikation zwischen den Entwicklern geschieht ausschließlich über Email im IRC (Internet Relay Chat) abgewickelt. Auf die Frage ob sie auch mal telefonieren, antwortet Gleixner, er könne sich an kein Telefonat erinnern und lächelt dabei.
Der Höhepunkt für einen Entwickler dürfte die Einladung zum Kernel-Summit sein. Zu dieser jährlich stattfindenden Konferenz werden ca. 80 Programmierer eingeladen. Dort können Sie sich einmal persönlich kennen lernen. "So bekommt die Email-Adresse auch ein Gesicht dazu", feixt Gleixner, der selber beim diesjährigen Treffen anwesend war, wie uns sein T-Shirt das er trug verriet.
Eine ganz spannende Geschichte ist, dass es bei der Linux-Entwicklung keine Roadmap gibt. Es wird nicht geplant was im nächsten Kernel unbedingt dabei sein muss. Es kommt, wie es kommen soll. Keiner bestimmt die Richtung. Lediglich große Eingriffe und technische Änderungen werden vorab besprochen, alles andere hängt von jedem einzelnen Programmierer ab.
Der Vortrag was kurzweilig und interessant, selten haben Linuxfans die Gelegenheit eine so prominente Persönlichkeit kennen zu lernen. Schade war nur das die ganze Veranstaltung so kurzfristig angesetzt war, man hätte mit Sicherheit einen größeren Saal mit Interessierten füllen können.
Zum Schluß zitierte Gleixner Andrew Morton mit den nicht ganz ernst gemeinten Worten: "Rest assured, world domination proceeds according to plan" (frei übersetzt: Ihr könnt ruhig schlafen, die Übernahme der Weltherrschaft läuft nach Plan ab...)
Wer den Vortrag verpasst hat, kann sich die Präsentation als PDF Dokument bei Hallertux e.V. runterladen: Vortrag als pdf-Dokument zum download
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